Wenn der Erfolg ausbleibt: Wie Unternehmer auf Krisen reagieren

Hintergründig informativer Stammtisch des Gewerbevereins Floh-Seligenthal

Floh-Seligenthal. Die deutsche Wirtschaft vermeldete für 2016 knapp 2% Wachstum des Bruttoinlandsprodukts und hatte damit gegenüber den Vorjahren noch einmal etwas an Tempo zugelegt. Die Binnenkonjunktur trotzte sogar einigen Unsicherheitsfaktoren. Doch weder Brexit, noch die Trump-Wahl in den USA oder gar die politischen Unsicherheiten in der Eurozone konnten die deutsche Binnenkonjunktur so richtig ausbremsen. Mit diesem globalen Einstieg schlug der Wirtschaftsjurist und Insolvenzverwalter Sven Gratz, Inhaber der Erfurter Firma AUSAN, die Brücke zum Thema „Krisenerkennung und Krisenbewältigung“. Der Referent war Gast des Januar-Stammtisches des Gewerbevereins Floh-Seligenthal.

Der Verein hatte das Thema ganz bewusst in einer wirtschaftlich stabilen Zeit gewählt, um die über 30 anwesenden Unternehmer und Interessenten für wirtschaftlich eher unruhige Zeiten zu sensibilisieren. Auf eben solche „unruhigen Jahre“ werde man sich auch in Deutschland „wieder einstellen müssen, denn mit den USA und Großbritannien sind zwei wichtige Exportmärkte der Deutschen beschädigt“, betonte Sven Gratz. Dazu sei die EU, die ihren Mitgliedern einerseits hohe Verschuldungen erlaube und andererseits die kollektive Übernahme von Schulden verankere, kein wirklicher Stabilitätsanker vor dem Hintergrund zunehmend eigenstaatlicher Interessen.

In dieser Gemengelage sind Unternehmer gehalten, ihr eigenes Unternehmen kontinuierlich im Blick zu haben aber eben auch auf die Bedingungen im wirtschaftlichen Umfeld und auf den Märkten nicht aus dem Auge zu lassen. Dabei sagt der Wirtschaftsjurist ganz klar: „Krisen sind nichts Unerwartetes. Vielmehr werden erste Anzeichen zunächst durchaus durch eine gute konjunkturelle Entwicklung überdeckt, fallen fehlerhafte Strukturen in Boomzeiten weniger auf. Doch nur für den Moment.“ Auf die vielfältigen Gründe und erste Anzeichen einer Krise ging der Referent ein – wenn der Erfolg ausbleibt, die Gewinne schrumpfen, die Eigenkapitalquote sinkt, sich Beschwerden häufen, die Krankenrate der Mitarbeiter steigt oder Finanzpartner abspringen… Um vor möglichen Schieflagen gewappnet zu sein, sind regelmäßige Unternehmensanalysen und Solvenzprüfungen sowie eine transparente Finanzplanung wichtige Grundpfeiler der Unternehmensführung.

Ist die Krise eingetreten, gibt es unterschiedliche Wege, Unternehmen zu sanieren. Im Einzelfall wird im Rahmen der Insolvenzverwaltung nach der richtigen Lösung für das Unternehmen gesucht werden. Wie dies in der Praxis umgesetzt werde, erklärte Sven Gratz aus seiner beruflichen Erfahrung heraus. Im Besonderen ging er dabei auf die Bedeutung von Bankgesprächen zur Absicherung einer Sanierungsfinanzierung ein und konnte auch hier wertvolle Hinweise geben, worauf Unternehmer achten müssen, welche Unterlagen notwendig sind und wie der Unternehmer sein Anliegen präsentieren soll.

Im Anschluss an den Vortrag nutzten die Unternehmer noch die Möglichkeit, ihre Fragen an Sven Gratz zu stellen und Antworten aus erster Hand zu erhalten. Dabei ging es um Fragen aus dem unternehmerischen Alltag: zur Geschäftsführerhaftung, zu Forderungsanmeldungen gegenüber insolventen Partnern, das Aussprechen von Verwertungs- und Verarbeitungsverboten und welche Passagen dazu schon bei Beginn einer Geschäftstätigkeit in die eigenen AGB aufgenommen werden können…

Der rege Austausch zeigte den Organisatoren vom Gewerbeverein Floh-Seligenthal, dass mit dem Thema des Stammtisches wieder der Nerv der Mitglieder getroffen wurde. Für den hintergründig informativen Abend bedankt sich der Gewerbeverein herzlich bei Sven Gratz.

Bild: Vortrag Insolvenz – Krisenerkennung und Bewältigung mit Sven-Gratz (Foto: Constanze Koch)

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